Jonathan Tammer hat sich 2018 zum Schiedsrichter ausbilden lassen und pfeift seitdem aktiv für unseren Verein, was uns sehr erfreut. Vor ein paar Wochen konnte Jonathan ein paar Erfahrungen als Schiedsrichter in den USA sammeln. Als wir davon erfahren haben mussten wir mal genauer nachfragen und haben ihn gebeten seine Eindrücke einmal aufzuschreiben.
Danke für den interessanten Bericht!!!
“Ich war Schiedsrichter in Amerika. Was auf den ersten Blick absurd klingt, ist schon auf den zweiten Blick weniger kurios. Grund für meine Beteiligung an einem amerikanischen Jugendturnier war nämlich weder eine spannende Weltmeisterschaft noch eine Nominierung durch große Fußballverbände – nein, ich habe mich einfach selber angemeldet.
Aber von Anfang an: Mit 19 Jahren pfeife ich zur Zeit in der Bezirksliga Weser-Ems und assistiere in der Verbandsliga – nichts Bemerkenswertes. Kein Wunder also, dass die FIFA kein Interesse daran hat, mich auf internationale Reisen zu schicken. Ergo musste ich mich selber darum bemühen, als Schiedsrichter mal ins Ausland zu kommen und da es keinen besseren Zeitpunkt für eine solche Unternehmung gibt, als die eigene Vorabiturzeit, habe ich mich kurzerhand für zwei Turniere Ende Februar und Anfang März eingeschrieben.
Mit der Organisation „refereeAbroad“ ist es relativ einfach, bei internationalen Jugendturnieren als Schiedsrichter teilzunehmen. Darauf gestoßen bin ich in den dunklen Seiten des Internets – Instagram.
Los ging das Abenteuer am Mittwoch, 22.02.2023. Von Düsseldorf über London führte mich meine erste USA-Reise direkt nach Miami. Am Donnerstagmittag trafen wir uns, um den Weg nach Bradenton an die Westküste von Florida anzutreten. „Wir“ waren zu dem Zeitpunkt gut 10 internationale Schiedsrichter, die sich über „refereeAbroad“ angemeldet hatten – unter anderem aus Schweden, Portugal, Spanien, Slowenien und Italien.
Das Ziel war die „IMG-Academy“, eine private Sportschule, die jährlich circa 12.000 Athleten in allen möglichen Sportarten beherbergt.
Am Donnerstagabend stand dann das Briefing zum „National Academy Championship“-Turnier an. Zu den insgesamt etwa 15 internationalen Schiedsrichtern kamen gut 50 amerikanische Schiedsrichter aller Altersklassen und Staaten. 68 Teams und über 1400 Spieler aus den Altersklassen U16, U17 und U19 spielten in den folgenden vier Tagen auf 17 Fußballfeldern die Sieger der jeweiligen Altersklassen aus.
Scouts der MLS-Teams waren regelmäßig anzutreffen, für uns Schiedsrichter waren Coaches (u.A. ehemalige MLS-Schiedsrichter) verantwortlich und gaben Tipps nach den Spielen.
Als Schiedsrichter und als Schiedsrichterassistent war ich von Freitag bis Montag an der Leitung von insgesamt 10 Spielen mit einer Spielzeit von jeweils 2×30 Minuten involviert.
Zwischen zwei eigenen Spielleitungen lagen meist etwa anderthalb Stunden, in denen auch theoretische Lehreinheiten abgehalten wurden. Über den ganzen Tag wurden wir mir Wasser, isotonischen Getränken, Energieriegeln und Lunchpaketen versorgt.
Der Freitag und Samstag wurden nahezu von morgens bis abends auf dem Fußballplatz verbracht, Sonntag- und Montagnachmittag gab es jeweils noch großzügig Freizeit.
Mein „Urlaub“ begann so richtig erst am Dienstag. Mit zwei weiteren Schiedsrichtern genossen wir das „milde“ floridanische Frühlingsklima bei etwa 30 Grad, hoher Luftfeuchtigkeit und Sonnenbrand. Gleichzeitig fielen in der Heimat noch zahlreiche Spiele witterungsbedingt aus. Die heimische Vorbereitung habe ich also kaum verpasst.
Ein Wochenende später durfte ich dann erneut an einem Turnier teilnehmen, welches jedoch weitaus kleiner und auch etwas weniger professionell aufgebaut war.
Mir persönlich hat diese knapp zweiwöchige Reise viele neue Erfahrungen auf und neben dem Platz gebracht und vor allem auch einige neue Freundschaften. Ganz abgesehen davon ist es auch eine hervorragende Möglichkeit, verhältnismäßig günstig nach Amerika zu kommen, da die Flüge und Unterkunft größtenteils von den Turnierausrichtern finanziert wurden.”
Kontakt für Rückfragen oder allgemeine Fragen zum Schiedsrichterwesen in Langen:
jonathantammer@googlemail.com